Geschichte

Wie in allen europäischen Universitätsstädten gab es auch in Strassburg seit dem Mittelalter verschiedenste Formen von studentischen Vereinigungen: Landsmannschaften, Orden (im studentischen, nicht im religiösen Sinne zu verstehen) sowie wissenschaftliche und theologische Vereinigungen unterschiedlicher Art; aus einem sogenannten „Singkränzel“ ging 1855 die WILHELMITANA hervor, eine allgemeine farbentragende Korporation auf christlicher Grundlage, die alle politischen Umwälzungen bis heute überdauerte.

Mit dem 2. Weltkrieg endete das Leben aller in Strassburg ansässigen Verbindungen, indem sie vom NS-Regime zur Auflösung gezwungen wurden. An ihre Stelle traten sogenannte Kameradschaften mit politischen Aufgaben.

Nach 1945 konnte von den alten farbentragenden Verbindungen nur noch die WILHELMITANA im eigenen Haus als akademischer Zirkel weiterbestehen.  Der langjährige Vorsitzende Dr. Wolfram Zink formulierte deren Aufgaben und Ziele folgendermassen: „Auf christlicher und liberaler Grundlage ist man bestrebt, in einem dauernden Freundschaftsverhältnis die geistige und kulturelle Entfaltung der alten und jungen Mitglieder zu fördern“. Die couleurstudentische Tradition wurde aber zum grössten Teil aufgegeben und verschwand damit völlig von der Strassburger Studentenlandschaft, in der sich nun ausschliesslich Studendentenverbände französischer Tradition – darunter die sog. Faluchards – betätigten.

Das ERASMUS-Programm der EU bietet jungen Studierenden die Möglichkeit, Teile ihres Studiums an ausländischen Hochschule zu verbringen. Auf diesem Wege kamen 1992 drei Mitglieder der KÖSTV SEVERINA im ÖCV, nach Strassburg. Sie vermissten dort die gewohnte couleurstudentische Atmosphäre und beschlossen, eine Verbindung am neuen Studienort zu etablieren. Am 25. September 1992 hob man in einer Gründungskneipe die neue Verbindung in Anwesenheit von Vertretern des CV, ÖCV, KV und KVHV aus der Taufe. Man wählte den Namen Cercle d´Etudiants Alsatia mit den Farben orange-violett-orange auf schwarzem Grund. Der Gründungssenior Roland Schauer v/o Columbus (Se) betonte, dass es sich um eine bewusst europäisch ausgerichtete Verbindung handle, deren Hauptziel die Verständigung von Studenten verschiedener Nationen sei. Weitere Gründungsmitglieder waren: Armin Obermayr, Paul Saey, Silvano Zampolli dei Curt und Wilfried Lohn.

Zum Jahresende 1992 umfasste die ALSATIA bereits 12 aktive Mitglieder, darunter mehrere französische Studenten. Im Jahre 1993 wurden Freundschaftsabkommen mit den Cartellverbänden in Deutschland (CV) und Österreich (ÖCV), sowie mit dem Schweizerischen Studentenverein (SCHwSTV) geschlossen. Die ALSATIA wurde als Mitglied der Kurie der freien Vereinigungen in den Europäischen Kartellverband (EKV) integriert. Nachdem auch mehrere Alte Herren des CV und des Kartellverbands katholischer deutscher Studentenvereine (KV) Mitglieder geworden waren, konnte auch ein Altherrenverband gegründet werden; Prof. Dr. Martin P.Litfin wurde zum Vorsitzenden gewählt. Cartellbruder Abbé Criqui, Feldkurat beim Generalstab des Eurokorps, war jahrelang bis zu seiner Pensionierung der geistliche Beistand und stellte die Räumlichkeiten seiner Aumônerie für die Veranstaltungen der Verbindung zur Verfügung.

In den Jahren 1994 und 1996 feierte ALSATIA erfolgreich den Jahrestag ihrer Gründung („Stiftungsfest“), zu dem zwei Mitglieder der 1926 gegründeten und mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verschwundenen ehemals katholischen Körperschaft Alsatia aus Straßburg eingeladen wurden. Es ist diese Homonymie mit dem ehemaligen Elsass, die unser Unternehmen etwas verdächtig macht. In der Tat hatte das ehemalige Elsass in der Zwischenkriegszeit offenbar eine stark autonome Ausrichtung, was den Gründern der neuen ALSATIA völlig unbekannt war. Um unser liberales und europäisches Engagement besser lesbar zu machen, haben diese, nämlich J. Opritesco (Senior of the Actives), P. Litfin, M. Nagler, S. Zampolli, E. Gresser, E. Mousson-Lestang, H. Schreck und W. Lohn, beschloss daher am 26. Juni 1996, die Gesellschaft umzubenennen, wobei er sowohl einen Vater Europas, Robert SCHUMAN, als auch Straßburg, die Hauptstadt des Elsass und Europas, ehrte. Unser Unternehmen wird künftig ROBERT SCHUMAN ARGENTORATA (RSA) heißen, und die Farben Europas werden sich zu einer eigenen Farbe zusammensetzen.

Trotz starker Fluktuation in der Aktivitas konnten in den folgenden Jahren Stiftungsfeste und Weihnachtskneipen gefeiert werden. Es gab immer eine kleine Zahl von Aktiven; ein zuverlässiger Kreis der Altherrenschaft sorgte fuer Kontinuität. H. Schreck fungierte ab 1996 als Phil XX und XXX; M. Nagler übernahm 1999 das Amt des Phil X. M. Vorbeck verwaltete ab dieser Zeit die Kasse.

Am 16.10.1999 wurde anlässlich der EKV-Tagung eine fulminate Kneipe in der Gaststätte „Zur Kanone“ geschlagen. Das Stiftungsfest am 15.4.2000 konnte auf dem Haus der Wilhelmitana begangen werden. Im Herbst dieses Jahres stellte W. Lohn die erste Homepage ins Internet; ausserdem kam es zu Kontakten mit Prof. M. Mattoug, der in Deutschland studiert hatte und bei T! Hansea Bielefeld (CC) aktiv gewesen war.  Im Jahre 2001 bestand die Aktivitas aus 3 Franzosen und 3 Deutschen. Im Sommer stellte Phil XXX  Schreck die Nr. 1 der „Argentoraten-Blätter“ fertig.

Im Februar 2002 kam Miro Barukcic aus Fribourg (CH) zum Studium nach Strassburg; in kürzester Zeit hatte er Kontakte mit den AH Chargen hergestellt und konnte als Senior am Stiftungsfest eine stattliche Reihe von Aktiven präsentieren. Am 28.9.2002 wurde auf einem GC in der Aumônerie das Band an Fbr. M. Mattoug verliehen.

Trotz seiner Rückkehr in die Heimat war Miro noch einige Jahre präsent und unterstützte die Aktiven in jeder Hinsicht. O. Pernet, übernahm das Amt des Seniors, und das 11. Stiftungsfest wurde unter starker Schweizer Beteiligung auf dem Weingut seiner Eltern in Dambach gefeiert.

Im August 2003 wurde die Nr. 2 der „Argentoraten-Blätter“ fertig gestellt. In diesem Jahr ging auch Cbr. Père Criqui in den wohlverdienten Ruhestand; die Räumlichkeiten der Aumônerie standen  somit nicht mehr zur Verfügung. Am 7.11.2003 verstarb der langjährige Vorsitzende der Wilhelmitana, unser Freund Dr. Wolfram Zink. Im Rahmen der EKV-Tagung im April 2004 wurde auch das
12. Stiftungsfest gefeiert. Durch Vermittlung von M. Mattoug nahmen auch zahlreiche Faluchards an der Festkneipe teil. Schon am 26.11. erhielt Maximilien Muller als erster davon das Band.

Das 13. Stiftungsfest am 29./30.4.05 konnte schon auf dem Gelände der Université Louis Pasteur im sogenannten „K´fett des Sciences“ unter Teilnahme von zahlreichen Faluchards gefeiert werden.

Das Amt des Phil X uebernahm E. Gresser, M. Mattoug wurde zum Phil XX gewählt. Max Muller uebernahm das Amt des Aktivenseniors. Zusammen mit den Faluchards wurde am 18.11.2005 ein „Europäisches Bankett für traditionsbewusste Studierende“ organisiert. Auf Einladung der Severina fuhren mehrere Aktive im Januar 2006 nach Linz und gaben dem dortigen CV Ball mit dem Motto „ Paris tanzt in Linz“ eine besondere Note.

Beim 14. Stiftungsfest im April 2006 – erneut im K´fett des Sciences“ – wurden 4 Füxe rezipiert.

Für das Jahr 2007 stand erstmals wieder ein zweisprachiges Jahresprogramm zur Verfügung. Die Aktivitas fuhr erneut zum CV-Ball nach Linz und chargierte in Heidelberg und München. Das Bankett im November erwies sich erneut als ein grosser Erfolg.

Cem Ulu folgte im Jahre 2008 Max Muller als Aktivensenior. Die Aktivitas hatte sich gefestigt; neben den grösseren Festen sorgten Convente, Stammtische und Ausflüge für die Kontakte untereinander. Erstmals wurde ein farbiges Programm in Taschenformat herausgebracht.

An dem Bankett im November waren die Vertreter der RSA massgeblich beteiligt. Über 60 Cartell- und Farbenbrüder aus F, B, CH, D, L, I und SP nahmen an der Veranstaltung teil.

J. Klamecki übernahm das Amt des Seniors von Cem Ulu, welcher aber weiterhin als Charge fungierte. RSA zählte zu dieser Zeit 6 Füxe.

Das 17. Stiftungsfest am 8./9.5.09 konnte durch Vermittlung von Farbenbruder Hentz wieder auf dem Haus der Wilhelmitana gefeiert werden. Zahlreiche Gäste, u.a. aus Düsseldorf und Offenburg bereicherten die Veranstaltungen. Der ungemein engagierte Bundesbruder Jean Cyr Darby hielt die Festrede: „Die Wilhelmitana: 150 Jahre Tradition mit Blick in die Zukunft“ . Zum neuen AH X wurde M. Mattoug gewählt, Jean Cyr Darby übernahm die Aufgaben des Phil XX, H. Schreck und M. Vorbeck wurden für weitere zwei Jahre in ihren Ämtern bestätigt. Zum neuen Aktivensenior wurde Th. Chapouthier gewählt. Das gedruckte Programm für die zweite Jahreshälfte 2009 lag schon vor.

Die Ziele und Ideale der Verbindung sind seit ihrer Gründung die gleichen geblieben. Die heute weitgehend elsässisch-französische Aktivitas hat studentisches Brauchtum aus dem deutschsprachigen Raum adaptiert und es somit im elsässischen Strassburg zu einem neuen Leben erweckt. Verknüpft mit französischen Studententraditionen ist damit ein eigenständiger Comment ganz besonderer Prägung geschaffen worden.

H. Schreck August 2009